Artist in Residence 2023

Valentin Egli

1990, Zürich (Schweiz)

Im kreativen, interdisziplinären und professionellen Rahmen der CIS will ich meine skulpturale Praxis weiterentwickeln. Aufbauend auf meinem Erfahrungshorizont als langjähriger Handwerker und Künstler will ich die Grenzen dessen ausloten, wie diverse Materialien kombiniert werden können. Ich möchte von den Erfahrungen und Perspektiven anderer lernen und sie in meine Arbeit integrieren. Zudem bietet mir die Residence die Möglichkeit, mich über längere Zeit fokussiert in diese Arbeit zu vertiefen. Als Vater einer kleinen Tochter und freischaffender Künstler ist dies für mich in der Alltagshektik schwierig umzusetzen.

Das Tessin kenne ich seit Kindestagen. Die Landschaft, Sprache und Kultur wecken in mir ein heimatliches Gefühl. Ein Gefühl, dass ich erhoffe, durch die Arbeit mit den markanten Steinen und Felsen verewigen zu können.

Ich habe bereits mit Steinen und Marmor gearbeitet, mich mit dem Material auseinandergesetzt und sie als Zuschlagstoff für Gussmischungen verwendet. Dadurch habe ich Gestein farblich und haptisch neu wahrgenommen, und es wurde meine Faszination für die vielfältigen Möglichkeiten geweckt, die die Arbeit mit Gestein bietet. Welche Anordnung der Steine sich ergibt und in welcher Form die einzelnen nach dem Schleifen bewahrt bleiben, ist beim Giessen nicht zu kontrollieren. Dieses Spannungsfeld zwischen Kontrolle und Zufall möchte ich weiter ausloten.


Residency report

Während meines Aufenthalts in Peccia im Jahr 2023 hatte ich die Chance, verschiedene Technicken mit unterschiedlichen Materialien zu erproben. Ich habe mit Terrazzo aus Flusssteinen, dem im Tal vorkommenden Gneis und dem lokalen Peccia Marmor gearbeitet. Das Dorf umgeben der Schweizer Alpen war die perfekte Umgebung, um mich als Künstler weiterzuentwickeln.

Die Entdeckung von Terrazzo, einer einzigartigen Technik, bei der Flusssteine in Beton eingegossen werden, war der Kern einer meiner Arbeiten. Ich vertiefte mich in diese Kunstform und war fasziniert von der Wirkung, die entsteht, wenn verschiedene Steinfragmente zu komplexen Mustern verbunden werden. Die Flusssteine sind im Laufe der Zeit durch natürliche Erosion geformt worden, und jeder Stein hat seine eigene Geschichte, die mit Hilfe der Terrazzotechnik auf wunderbare Weise zum Ausdruck gebracht werden konnte. Es war ein sehr schöner Prozess, diese Steine zu sammeln, auszusieben und damit Skulpturen zu schaffen, die sowohl visuell beeindruckend sind sowie auch die Beziehung vom Menschen zur Natur reflektieren.

Außerhalb des Ateliers gab es reichlich Gelegenheit zur Erkundung in Peccia. Die Schönheit der Region mit ihren hohen Bergen und steilen Tälern inspirierte mich immer. Wenn ich draußen war, umgab mich immer die Quelle des Steins, an dem ich arbeitete, und ich fühlte mich mit der Gegend und seiner Geschichte verbunden. Was mich dazu bewegte prozesshaft zu Arbeiten und den lokalen Materialien einen hohen Stellenwert in meiner Arbeit zu geben.

Valentin Egli
Zürich, 29.11.2023